Verhaltene Konjunkturaussichten und strukturelle Herausforderungen
Das aktuelle Gutachten des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung – zeichnet für die Jahre 2025 bis 2027 ein ernüchterndes Bild der deutschen Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt, also der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres im Inland produziert werden, soll demnach im Jahr 2025 lediglich um 0,1 Prozent zulegen. Erst für 2026 wird ein Anstieg von 1,0 Prozent erwartet, während 2027 mit 1,4 Prozent eine leichte Erholung prognostiziert ist. Damit steht fest, dass Deutschland nach wie vor unter niedrigem Wirtschaftstempo, schwacher Nachfrage und angezogener Investitionsbremse leidet. Besonders betroffen sind Branchen, die stark von Exporten und von öffentlichen Investitionen abhängen, wie etwa der Maschinenbau, die Automobilindustrie oder das Baugewerbe.
Bemerkenswert ist, dass die wirtschaftspolitischen Impulse, die von staatlich angekündigten Programmen zur Infrastrukturmodernisierung und Klimaneutralität ausgehen sollten, bislang ausbleiben. Das geplante Sondervermögen von 500 Milliarden Euro wird aufgrund bürokratischer Hürden und langwieriger Entscheidungsprozesse erst mit Verzögerung wirksam. Für kleine und mittelständische Unternehmen verschärfen sich dadurch Unsicherheit und Planungsdruck. Sie können nur schwer einschätzen, wann mit konkreter Nachfrage aus staatlich geförderten Projekten zu rechnen ist.
Exportschwäche und Investitionszurückhaltung als Problem für Unternehmen
Das Exportgeschäft – über viele Jahre die zentrale Stärke der deutschen Wirtschaft – verliert deutlich an Dynamik. Insbesondere die Ausfuhren in die USA, einen der wichtigsten Handelspartner Deutschlands, sind zuletzt zurückgegangen. Hauptgründe sind neue Handelsbarrieren, insbesondere US-Zölle in Höhe von 15 Prozent auf Importe aus der Europäischen Union, sowie die schwindende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft. Die hohe Energiekostenbelastung, der Fachkräftemangel und ein insgesamt rückläufiges Produktivitätswachstum mindern ebenfalls die internationale Attraktivität deutscher Produkte.
Inländische Investitionen in Maschinen, Anlagen und Forschung stagnieren oder werden ganz aufgeschoben. Für Produktionsbetriebe und auch für Dienstleistungsunternehmen, wie etwa Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäuser, bedeutet das ein erhöhtes Risiko, technologisch und organisatorisch den Anschluss zu verlieren. Private Investitionen werden zunehmend von politischen Unsicherheiten, einer hohen Abgabenlast und komplizierten Genehmigungsverfahren gebremst. Selbst ambitionierte Digitalisierungsprojekte geraten ins Stocken, wenn Investitionsmittel ausbleiben oder sich Kreditkosten erhöhen.
Arbeitsmarkt, Inflation und Staatsfinanzen im Umbruch
Der Arbeitsmarkt zeigt trotz konjunktureller Schwäche eine gewisse Stabilität, was vor allem auf den hohen Fachkräftebedarf zurückzuführen ist. Das RWI erwartet für 2025 eine Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent, die in den Folgejahren leicht auf 6,2 beziehungsweise 5,8 Prozent zurückgehen soll. Gleichwohl wird die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2025 kurzfristig sinken, bevor 2026 und 2027 mit moderatem Beschäftigungsaufbau gerechnet werden kann. Das deutet darauf hin, dass viele Unternehmen ihre Belegschaften halten und auf eine Erholung setzen – auch wenn derzeit weniger Neueinstellungen erfolgen.
Die Inflationsrate wird voraussichtlich im Rahmen des Zielkorridors der Europäischen Zentralbank bleiben und sich nach 2,2 Prozent im Jahr 2025 auf rund 2,0 Prozent im Jahr 2026 stabilisieren. Während sinkende Energiepreise Entlastung schaffen, treiben Dienstleistungen mit einer Preissteigerung von rund 3,5 Prozent weiterhin die gesamtwirtschaftliche Teuerung. Für Unternehmen bedeutet dies, dass Lohnkosten und Dienstleistungspreise als dauerhaft erhöhter Ausgabenblock bestehen bleiben. Das Staatsdefizit, also die Differenz zwischen staatlichen Einnahmen und Ausgaben, wird jedoch in den nächsten Jahren deutlich ausgeweitet. Öffentliche Investitionen steigen zwar an, doch ein erheblicher Teil des Sondervermögens dürfte nicht unmittelbar investiv wirken, sondern konsumtiv gebunden sein. Damit fehlen produktive Impulse, die das gesamtwirtschaftliche Wachstum robust tragen könnten.
Handlungsempfehlungen und Ausblick für Unternehmerinnen und Unternehmer
In einer Phase stagnierenden Wachstums kommt es für Betriebe jeder Größe darauf an, ihre betriebliche Resilienz zu stärken. Entscheidungen über Investitionen müssen stärker auf Effizienz, Digitalisierung und Kostensenkung ausgerichtet werden. Gerade kleine und mittlere Unternehmen profitieren erheblich von einer strategischen Fokussierung auf Prozessoptimierung. Wer seine internen Abläufe heute digital neu strukturiert, gewinnt in den kommenden Jahren nicht nur Wettbewerbsvorteile, sondern auch finanzielle Flexibilität für neue Projekte, sobald die Konjunktur wieder anzieht.
Aus ökonomischer Sicht ist es notwendig, dass Unternehmen nicht allein auf staatliche Programme vertrauen. Strukturreformen in Verwaltung, Steuerrecht und Energiepolitik werden länger dauern, sodass private Initiative und unternehmerische Anpassungsfähigkeit entscheidend bleiben. Unternehmensleitungen sollten deshalb ihre Finanzierungs- und Steuerstrategien kritisch prüfen, um Liquiditätspotenziale auszuschöpfen und im Bedarfsfall steuerliche Vorteile durch gezielte Investitionen zu nutzen. Der Mittelstand kann gerade in Phasen schwachen Wachstums von einer engen Abstimmung mit kompetenter steuerlicher und betriebswirtschaftlicher Beratung profitieren, um individuelle Handlungsoptionen frühzeitig zu erkennen.
Es zeichnet sich ab, dass die wirtschaftliche Erholung in Deutschland nur zögerlich und ungleich verlaufen wird. Doch genau hier liegt die Chance für anpassungsfähige Betriebe, durch effiziente Prozesse, digitale Lösungen und datenbasierte Entscheidungen ihre Position zu festigen. Unsere Kanzlei begleitet Unternehmen bei der Digitalisierung und Prozessoptimierung der Finanzbuchhaltung, wodurch wir regelmäßig erhebliche Kostenersparnisse erzielen. Wir betreuen Mandantinnen und Mandanten von kleinen bis mittelständischen Betrieben und unterstützen sie dabei, Chancen aus der Transformation der Wirtschaft frühzeitig zu nutzen und ihre Organisation zukunftssicher aufzustellen.
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