Aktuelle Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen
Nach den jüngsten Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes zeigt sich im September 2025 ein deutlicher Anstieg der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland um 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Juli 2025 lag der Zuwachs mit 13,4 Prozent noch höher, was auf eine zunehmend angespannte wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen hindeutet. Der Insolvenzantrag – also der formelle Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim zuständigen Amtsgericht – erfolgt dabei in der Praxis häufig bereits einige Monate vor der statistischen Erfassung, sodass die Zahlen stets eine gewisse zeitliche Verzögerung widerspiegeln.
Die daraus ablesbare Tendenz unterstreicht, dass insbesondere die wirtschaftlichen Nachwirkungen globaler Unsicherheiten, gestiegene Finanzierungskosten und eine weiterhin hohe Kostenbelastung durch Energie und Personal eine wachsende Zahl an Betrieben unter Druck setzen. Für kleinere und mittlere Unternehmen, etwa aus den Bereichen Handwerk, Gastronomie oder Onlinehandel, ergeben sich daraus erhöhte Anforderungen an Liquiditätsmanagement und Risikofrüherkennung.
Branchenspezifische Unterschiede im Insolvenzgeschehen
Besonders betroffen ist der Sektor Verkehr und Lagerei, in dem bezogen auf 10.000 Unternehmen im Juli 2025 im Durchschnitt 12,7 Insolvenzen zu verzeichnen waren. Das Gastgewerbe sowie die wirtschaftlichen Dienstleistungen, zu denen insbesondere Zeitarbeitsfirmen und Unterstützungsdienste zählen, folgten mit jeweils 9,9 Fällen pro 10.000 Unternehmen. Diese Branchen gehören traditionell zu den konjunkturabhängigen Bereichen, die bei Nachfrageschwankungen und Kostensteigerungen besonders empfindlich reagieren. Für Pflegeeinrichtungen und soziale Träger, deren Einnahmestrukturen häufig über öffentliche Kostenträger abgesichert sind, zeigen sich dagegen andere Herausforderungen, etwa im Hinblick auf steigende Personalkosten und regulatorische Anpassungen.
Die Gläubigerforderungen aus Unternehmensinsolvenzen beliefen sich im Juli 2025 auf rund 3,7 Milliarden Euro, während sie im Vorjahresmonat bei 3,2 Milliarden Euro lagen. Diese Zunahme verdeutlicht, dass nicht nur die Anzahl der betroffenen Unternehmen gestiegen ist, sondern auch die finanziellen Dimensionen einzelner Insolvenzen. Für Banken, Lieferanten und öffentliche Institutionen bedeutet dies eine zunehmende Herausforderung bei der Einschätzung von Zahlungsausfallrisiken und der Bewertung von Sicherheiten.
Ursachenanalyse und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die Ursachen für den Anstieg der Insolvenzen sind vielschichtig. Neben den anhaltenden Belastungen durch geopolitische Unsicherheiten und den strukturellen Wandel in vielen Branchen wirken sich auch gestiegene Fremdkapitalkosten und vorsichtiger agierende Kreditinstitute aus. Die zunehmende Zinssensibilität der Unternehmensfinanzierung führt dazu, dass gerade Betriebe mit schwächerem Eigenkapitalpolster Schwierigkeiten haben, Anschlussfinanzierungen zu erhalten. Hinzu kommen inflationsbedingte Kostensteigerungen, die in manchen Geschäftsmodellen nur teilweise an die Kundschaft weitergegeben werden können.
In der Praxis zeigt sich, dass Unternehmen, die frühzeitig auf Digitalisierung und automatisierte Prozesse in der Buchhaltung, im Controlling und in der Liquiditätsplanung gesetzt haben, deutlich resilienter durch diese Phase kommen. Zuverlässige Kennzahlen, Echtzeitauswertungen und automatisierte Warnsysteme zur Liquiditätsentwicklung ermöglichen es, Engpässe und Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen. Steuerberaterinnen und Steuerberater, die digitale Werkzeuge mit ihren Mandanten gemeinsam einsetzen, können hier einen zentralen Beitrag leisten, da sie durch die laufende Finanzbuchführung und betriebswirtschaftliche Auswertung erste Hinweise auf eine drohende Zahlungsunfähigkeit erhalten.
Handlungsempfehlungen und strategische Prävention
Für kleine und mittlere Unternehmen besteht die wichtigste Maßnahme derzeit darin, die Transparenz über ihre finanzielle Situation zu erhöhen und regelmäßige Szenarioanalysen für Liquidität und Ertrag durchzuführen. Ein realistisches Finanzmonitoring und die systematische Überprüfung der Kostenstrukturen schaffen die Grundlage für rechtzeitiges Handeln. Ebenso zentral ist die Beobachtung von Zahlungszielen gegenüber Kunden und Lieferanten, um mögliche Forderungsausfälle frühzeitig zu identifizieren. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdfinanzierung kann helfen, Krisenphasen besser abzufedern und die Verhandlungsmacht gegenüber Kreditinstituten zu stärken.
Neben diesen reaktiven Maßnahmen sollten Unternehmen proaktiv prüfen, wie sie ihre Prozesse effizienter gestalten können. Die Digitalisierung der Buchhaltungs- und Controllingprozesse bietet hier großes Potenzial, um sowohl interne Ressourcen zu entlasten als auch aktuelle betriebswirtschaftliche Kennzahlen stets griffbereit zu haben. Insbesondere die Integration von Rechnungswesen, Zahlungsverkehr und Warenwirtschaft in eine gemeinsame digitale Plattform ermöglicht schnellere Entscheidungsprozesse und eine verbesserte Steuerung der finanziellen Lage.
Auch die strategische Zusammenarbeit mit Steuerberatungskanzleien, die digitale Prozesslösungen aktiv unterstützen, kann ein entscheidender Erfolgsfaktor sein. Sie sind in der Lage, potenzielle Risiken früh zu erkennen und gezielte Maßnahmen zur Stabilisierung der Liquidität vorzuschlagen. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten wird dieser Faktor zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil, der über die reine Erfüllung gesetzlicher Pflichten hinausgeht.
Unser Team unterstützt Unternehmen bei der digitalen Transformation ihrer Buchhaltung und bei der Optimierung kaufmännischer Prozesse. Durch den gezielten Einsatz moderner Technologien erzielen unsere Mandanten – vom kleinen Betrieb bis zum etablierten Mittelständler – erhebliche Effizienzgewinne und Kosteneinsparungen. Damit schaffen wir gemeinsam die Grundlage für finanzielle Stabilität und nachhaltiges Wachstum in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld.
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