Aktuelle Inflationsentwicklung in Deutschland
Die Inflationsrate in Deutschland hat im September 2025 mit 2,4 Prozent leicht über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent gelegen. Hinter dieser Zahl steht jedoch eine differenzierte Entwicklung: Der Anstieg gegenüber dem Vormonat war in erster Linie auf temporäre Faktoren wie steigende Preise bei Reisen und Dienstleistungen zurückzuführen, insbesondere in Verbindung mit einem schwachen Rohölpreis im Vorjahresvergleich. Bereits im Oktober zeichnete sich laut volkswirtschaftlicher Analyse ab, dass die Inflation wieder fallen und sich dem angestrebten Zielwert annähern dürfte. Damit ist die Phase deutlich zweistelliger Preissteigerungen, wie sie in den Jahren 2022 und 2023 infolge der Energiekrise beobachtet wurde, vorerst vorbei. Für die Wirtschaft insgesamt, aber auch für kleine und mittlere Unternehmen, die stark auf Stabilität ihrer Kostenbasis angewiesen sind, bedeutet dieser Trend eine gewisse Entlastung – auch wenn das Preisniveau nach wie vor auf erhöhtem Stand verharrt.
Von neun untersuchten Haushaltstypen in Deutschland lagen im September sieben leicht über der Zielinflationsrate. Nur Alleinlebende mit niedrigen Einkommen verzeichneten eine Teuerung von 1,8 Prozent, während Familien mit geringem Einkommen genau bei 2,0 Prozent lagen. Diese feinen Unterschiede spiegeln wider, dass Konsumstrukturen, insbesondere der Anteil von Grundbedarfsgütern am Gesamtkonsum, nach wie vor entscheidend für die Wahrnehmung der Inflation sind. Da niedrigere Einkommen eine größere Gewichtung bei Lebensmitteln und Energie haben, sind gerade diese Gruppen besonders sensibel gegenüber Preisschwankungen in diesen Bereichen.
Bedeutung der Preisentwicklung für Unternehmen
Für Unternehmen ergeben sich aus dieser relativen Beruhigung der Teuerungsdynamik mehrere betriebswirtschaftliche Konsequenzen. Erstens ermöglicht eine stabilere Inflation zuverlässigeren Planungszeiträume für Investitionen, Lohnverhandlungen und Preisgestaltung. Zweitens gewinnt das Thema Kostenmanagement erneut an strategischer Bedeutung: Nach Jahren extremer Schwankungen gilt es nun, zwischen vorübergehenden Schwankungen und strukturellen Kostensteigerungen zu unterscheiden. Unternehmen, insbesondere kleinere Betriebe, können wieder mit langfristig tragfähigen Kalkulationen arbeiten und ihre Finanzierungsstrategien auf erkennbar stabileren makroökonomischen Grundlagen aufbauen.
Die EZB dürfte angesichts der aktuellen Entwicklung Spielraum für Zinssenkungen gewinnen, was sich positiv auf die Finanzierungskosten auswirkt. Gerade Mittelständler, die ihre Investitionen bislang aufgrund hoher Zinsen aufgeschoben haben, können von einem ermäßigten Zinsniveau profitieren. Auch im Hinblick auf die Lohnentwicklung eröffnet die moderatere Inflation neue Handlungsspielräume. Während die vergangene Inflationsphase viele Arbeitgeber gezwungen hatte, hohe Lohnanpassungen vorzunehmen, um Kaufkraftverluste der Beschäftigten auszugleichen, können künftige Erhöhungen differenzierter und nachhaltiger gestaltet werden. Dies wirkt sich nicht zuletzt auf die Liquiditätsplanung und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit aus.
Langfristige Preisentwicklung und Kaufkraft
Auch wenn sich die Inflationsrate kurzfristig stabilisiert, bleibt der Blick auf die langfristige Preisentwicklung entscheidend. Seit 2019 sind die Verbraucherpreise insgesamt um über 20 Prozent gestiegen. Besonders deutlich zeigt sich das bei Nahrungsmitteln, die sich um über 39 Prozent verteuerten, und bei Energie, deren Preise trotz jüngster Entspannung immer noch fast 36 Prozent über dem Stand von 2019 liegen. Für private Haushalte bedeutet dies, dass eine erhebliche Kaufkraftlücke bleibt, die nur teilweise durch Lohnsteigerungen und staatliche Entlastungsmaßnahmen kompensiert wurde. Für Unternehmen ist dies in mehrfacher Hinsicht relevant: Zum einen ergibt sich aus der sinkenden Kaufkraft eine mögliche Nachfragedämpfung, insbesondere in konsumorientierten Branchen wie Handel, Gastronomie oder Dienstleistungen. Zum anderen steigen die betrieblichen Aufwendungen bei Energie und Lebensmitteln weiterhin überdurchschnittlich, was insbesondere in den Sektoren Pflege, Krankenhauswesen und Logistik hohe Relevanz hat.
Kleine und mittlere Unternehmen tun deshalb gut daran, ihre Preisstrategien an diese strukturellen Veränderungen anzupassen. Wo möglich, sollte die Preisweitergabe an Kundinnen und Kunden nachvollziehbar kommuniziert und auf langfristige Stabilität ausgerichtet sein. Zudem gewinnen Effizienzprogramme im Einkauf und in der Energieversorgung weiter an Bedeutung. Viele Betriebe prüfen derzeit verstärkt die Rentabilität von Investitionen in nachhaltige Energiequellen, um sich gegen Preisspitzen abzusichern und gleichzeitig die eigene Klimabilanz zu verbessern. Steuerberatende und Finanzinstitutionen sollten ihre Mandanten dabei unterstützen, die Förderlandschaft für Investitionen in Energieeffizienz gezielt zu nutzen.
Ausblick und Handlungsempfehlungen für den Mittelstand
Der Ausblick bleibt trotz aktueller Stabilisierung mit Unsicherheiten behaftet. Faktoren wie geopolitische Spannungen, Wechselkursbewegungen und Rohstoffknappheit können das Preisgefüge jederzeit beeinflussen. Dennoch erwarten viele Ökonominnen und Ökonomen für das Jahr 2026 ein Niveau unterhalb der Zielmarke von 2,0 Prozent. Für Unternehmen bedeutet dies eine Rückkehr zu normaleren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die langfristige strategische Planung wieder ermöglichen. Damit verbunden ist die Chance, Effizienz und Digitalisierung weiter voranzutreiben. Digitale Buchhaltung, automatisierte Prozesse in der Finanzverwaltung und intelligente Datenanalyse schaffen hier einen entscheidenden Vorteil, um auch bei künftigen Preisbewegungen flexibel reagieren zu können.
Unsere Kanzlei begleitet seit vielen Jahren kleine und mittelständische Unternehmen bei der Einführung digitaler Strukturen in der Buchhaltung. Wir legen besonderen Wert auf Prozessoptimierung und Kostenreduktion durch den gezielten Einsatz moderner Technologien. So helfen wir unseren Mandantinnen und Mandanten, auch in einem sich wandelnden wirtschaftlichen Umfeld Stabilität, Transparenz und Effizienz zu sichern.
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