Entwicklung des Auftragsbestands: Stabilität trotz Branchenunterschieden
Die aktuellen Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung zeigen, dass der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe im Oktober 2025 im Vergleich zum Vormonat real, also preisbereinigt, um 0,6 Prozent zugenommen hat. Diese saison- und kalenderbereinigte Betrachtung liefert ein verlässliches Bild der tatsächlichen Nachfrageentwicklung und lässt saisonale Schwankungen außen vor. Gegenüber dem Vorjahresmonat Oktober 2024 ergibt sich kalenderbereinigt sogar ein Plus von 3,7 Prozent. Dieser positive Wert verdeutlicht, dass die Auftragslage vieler Industriebetriebe nach dem schwachen Jahresauftakt 2025 allmählich wieder an Dynamik gewinnt.
Besonders auffällig ist dabei, dass sich die Entwicklung in den einzelnen Branchen teils unterschiedlich gestaltet. Der Bereich des sonstigen Fahrzeugbaus, zu dem unter anderem der Bau von Flugzeugen, Schiffen, Schienenfahrzeugen und militärischen Fahrzeugen gehört, verzeichnete gegenüber September 2025 ein deutliches Wachstum von 1,7 Prozent. Demgegenüber reduzierte sich der Auftragsbestand in der Automobilindustrie um 1,4 Prozent. Dieses differenzierte Bild zeigt, dass bestimmte Segmente, insbesondere spezialisierte Hersteller und Nischenbranchen, weiterhin eine starke Nachfrage aufweisen, während konventionelle Industriezweige mit den strukturellen Anpassungen und der konjunkturellen Unsicherheit zu kämpfen haben.
Inländische und ausländische Nachfrage im Detail
Ein Blick auf die Herkunft der Aufträge verdeutlicht, dass das Wachstum vor allem vom inländischen Markt getragen wurde. Die offenen Aufträge aus dem Inland stiegen im Oktober um 1,1 Prozent, während die aus dem Ausland lediglich um 0,2 Prozent zulegten. Dieses Verhältnis legt nahe, dass die Binnenkonjunktur weiterhin ein tragendes Fundament der industriellen Entwicklung bildet, insbesondere in einem Umfeld globaler Unsicherheiten und gestörter Lieferketten. Für mittelständische Produktionsbetriebe sowie für Zulieferer zeigt sich somit, dass eine nachhaltige Stärkung der nationalen Nachfrage entscheidend zur Stabilität beiträgt.
Im Bereich der Investitionsgüter – also Waren, die zur Herstellung anderer Güter dienen – lag das Plus bei 0,8 Prozent. Diese Entwicklung spricht für eine moderate, aber stabile Investitionstätigkeit der Industrie. Die Konsumgüterhersteller meldeten ein Plus von 0,7 Prozent, während die Hersteller von Vorleistungsgütern, also von Materialien und Komponenten, die in weiteren Produktionsstufen verarbeitet werden, einen Rückgang um 0,6 Prozent verzeichneten. Gerade Letztere sind häufig Indikatoren für die allgemeine Produktionsneigung, sodass dieser Rückgang als temporäre Normalisierung nach einigen Monaten stärkeren Wachstums interpretiert werden kann.
Reichweite des Auftragsbestands als Gradmesser für wirtschaftliche Planung
Von besonderem Interesse für Unternehmerinnen und Unternehmer ist die sogenannte Reichweite des Auftragsbestands. Dieser Kennwert beschreibt, wie viele Monate ein Betrieb bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge weiterproduzieren könnte, bis die vorhandenen Aufträge abgearbeitet sind. Im Oktober 2025 blieb diese Reichweite im Verarbeitenden Gewerbe mit 7,9 Monaten stabil. Das bedeutet, dass die Unternehmen im Durchschnitt für gut zwei Drittel eines Jahres ausgelastet wären, selbst wenn keine neuen Bestellungen mehr eingehen würden.
Betrachtet man die einzelnen Branchen, so zeigt sich, dass die Hersteller von Investitionsgütern eine Reichweite von 10,8 Monaten aufweisen, was einen leichten Anstieg gegenüber dem September (10,7 Monate) bedeutet. Bei den Produzenten von Vorleistungsgütern blieb die Reichweite unverändert bei 4,3 Monaten, während sie im Bereich der Konsumgüterherstellung konstant bei 3,6 Monaten lag. Diese Unterschiede spiegeln die unterschiedlichen Produktionszyklen und Marktdynamiken wider: Während Maschinen- und Anlagenbauer häufig langfristige, kapitalintensive Projekte mit langen Lieferzeiten abwickeln, sind Konsumgüterhersteller stärker von kurzfristigen Nachfrageschwankungen abhängig.
Für kleine und mittelständische Unternehmen bietet die Reichweitenanalyse einen wichtigen Ansatzpunkt für die strategische Kapazitätsplanung. Wer seine Fertigungs- und Personalplanung eng an den tatsächlichen Auftragsvorrat koppelt, kann nicht nur Engpässe vermeiden, sondern auch Investitionsentscheidungen zielgerichtet ausrichten. Zudem lässt sich anhand der Reichweite auch die Liquiditätsplanung optimieren, da sie Aufschluss über zukünftige Umsatzerwartungen gibt.
Fazit: Rückkehr zu stabilerem Wachstum mit Chancen für die Planungssicherheit
Der Anstieg des Auftragsbestands um 0,6 Prozent im Monatsvergleich und 3,7 Prozent im Jahresvergleich belegt, dass die Industrie trotz globaler Herausforderungen an Konjunkturdynamik gewinnt. Besonders die anhaltende Inlandsnachfrage wirkt aktuell stabilisierend und schafft Spielraum für Investitionen. Für produzierende Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, bedeutet dies eine Chance, in Zeiten sich wandelnder globaler Märkte ihre Wettbewerbsfähigkeit durch gezielte Digitalisierungsschritte und vorausschauende Produktionssteuerung zu sichern. Dabei sollten Firmen die aktuellen Daten nicht isoliert betrachten, sondern sie als Grundlage für interne Prozessoptimierungen und Investitionsentscheidungen nutzen.
Gerade in Phasen moderater wirtschaftlicher Erholung lohnt sich die konsequente Überprüfung interner Abläufe. Effiziente Buchhaltungsprozesse, digitale Belegerfassung und automatisierte Auswertungen ermöglichen es, Kennzahlen wie Auftragsreichweiten, Umsatzprognosen und Kostendeckungsbeiträge schneller und präziser zu analysieren. Unsere Kanzlei unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen bei genau diesen Optimierungsschritten – von der digitalen Buchhaltung bis zur strategischen Prozessgestaltung. Durch diese praxisorientierte Begleitung lassen sich nicht nur Transparenz und Effizienz erhöhen, sondern auch spürbare Kostenersparnisse erzielen, die die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken.
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